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Ich bin nicht mehr ganz frisch. Das Alter legt sich irgendwie über einen drüber, und zeigt sich in mannigfaltigen Erscheinungen.

 

Faltig ist offensichtlich. Gemein wird's wenn man beginnt ein Verhalten zu entwickeln, das man bei den eigenen Eltern und Großeltern als weltfremd, von vorgestern, altmodisch oder 'die kommen da nimmer mit' bezeichnet hat.

 

Gerecht ist, dass es den kommenden Generationen genau so gehen wird. 

In meinem Fall ist es diese Sozial-Medien-Internet-Computer-Featers Welt, die ich grad noch so gestreift habe in meinen jüngeren Jahren, für die ich aber dann als die Kinder geboren wurden viel zu wenig Zeit und Interesse gezeigt habe. 

 

Was das Hänschen nicht lernt, lernt der Hans nimmer mehr, pflegte mein Großvater zu sagen.

 

Tja, und wenn frau aber dann in ihrer zweiten Pubertät zur allgemeinen Weltverbesserung aufbricht zeigt sich - so blöd wärs jetzt net, wenn man da besser dabei wär.

 

Warum ich das hier anbringe?

 

Nun, wenn ich besser vertwittert, verfacebooked, verdort- und -da wär, wäre größeres Interesse gestreut, das hälfe dem Ego aber vielleicht dort und da auch dem Spendengeldbörserl.

Dann könnt ich mehr bewegen, das würde kurzfristig zu Erfolgen führen, das hälfe ebenfalls dem Ego und vermeintlich den Menschen hier und deren positive Vibes. Jetzt bin ich aber nun mal als One-woman-show hier angetanzt, kämpfe mich durch und stelle mein Tun nicht nur einmal am Tag in Frage.

 

Aber, ohne es mir schön zu reden - ich bin dadurch auch nochmal mehr mitten drin im Alltag der Afrikaner, der Schikanen, der Damoklesschwerter die hier irgendwie ihre Geburtsstätte zu haben scheinen und der ewigen Büchse der Pandora.

 

Kann Zusammenhänge begreifen, Ursprünge erahnen, Verhaltensmuster durchschauen.

 

Tja, wem is jetzt damit geholfen?

Letztendlich bin ich da wieder bei mir selber.

Denn diese Erfahrungen hier schärfen mit Sicherheit meinen Blick gegenüber 'warum die Dinge sind, wie sie sind', nicht nur hier sondern generell auf dieser Welt. Weil Tansania hin oder her, die Natur der Menschen ist überall gleich.

Geld, Macht, Neid, 'Gehört sichs', Austricksen, 'Tun als ob' - all das kennt keine Hautfarbe.

 

Hier allerdings mit der fettesten Arschkarte, die ich jemals wo erlebt habe. 

 

Das Land wurde im vorletzten Jahrhundert überrollt von Pionieren, Missionaren und Abenteurern. Die viel weiter fortgeschrittene Entwicklung dieser Ankömmlinge, hat die ursprüngliche Bevölkerung hier erstmal richtig blöd dreinschauen lassen. In nur wenigen Jahren wurden Kolonialisierung,  Landraub, Ausbeutung und Bekehrung auf die Menschen draufgespült wie Tsunamiwellen und das hat bis zum heutigen Tag nicht aufgehört.

 

Die persönliche Entwicklung der Eingeborenen musste irgendwie um das Ganze herum und in dem Ganzen drin weiter gehen. Dazu kamen der industrielle Aufschwung, maschinelle und materielle 'Segen', Fernsehen, Internet und Tourismus. Religionen - das Thema greif ich erst gar nicht an.

Auf anderen Kontinenten ist Ähnliches passiert, nur dort hat man die Pflanzen entwurzelt und alles was bei Drei nicht am Baum war ausradiert. Ich meine in Afrika sieht man deutlich, wie sich Dinge entwickeln, wenn die vermeintlich fortschrittlichere Elite nicht das Zepter komplett in die Hand bekommt.

Das Land wird ausgebeutet, ist der Mistkübel des Westens und Menschen wie ich tanzen dann an und erklären was über Präzision und Hygienestandards. 

Bildung - eines der wichtigsten Dinge für unsere Spezies - aber hier bekommt sie für mich eine ganz fiese Kehrseite mit ins Jausensackerl.

 

Afrika lernt wie besser situierte Länder Dinge voranbringen, sehen es u.a. in Werbeaufmachungen, da und dort im Internet, Fernsehen, in Geschäften, auf den Straßen, hören's im Radio.

Ja und dann fühlen sie sich aber nicht wie die Deppen, wenn sie in Zweierreihen um einen öffentlichen Wasseranschluss anstehen um in alten Benzinkanistern das Wasser für den täglichen Bedarf holen, das in ihre Wellblechhütten tragen und damit ihren Maisbrei anrühren?

 

Ein Beispiel:

Der Westen 'beschenkt' Afrika mit so wunderbaren Dingen wie der Erfindung des lang haltbaren Milchpulvers, das zu einem günstigeren Preis verkauft wird als ein Bauer die Milch von seinen Kühen verkaufen kann, womit sein Einkommen ad acta gelegt wird.

 

Wenn dann so richtig nix mehr geht, machen sich ein paar die den Mumm haben auf nach Nordküste, setzen sich mit dem Geld, dass sie in ihrer Sippe zusammengelegt bekommen haben in ein Schlepperboot. Wenn sie nicht ersaufen kommen sie dann 'im Westen' an und dort sind sie endlich wieder das, zu dem man sie Jahrzehnte lang gemacht hat - zu den Deppen.

 

Bei meiner Arbeit 2015/16 im Helferkreis in Oberhaching war mir bereits klar, dass alles was da passiert richtig, und gleichzeitig falsch war. 

Hier, quasi vor Ort, geht es mir wieder so.

Ein Fass ohne Boden. 

Aber es sind nicht die Menschen die hier geboren wurden und hier zurecht kommen müssen. Es sind die westlichen Einflüsse, die sie in einer viel zu rasanten Entwicklung links und rechts überholten und sie dann mit erhabenem Haupt und Finger zu ihren Werkzeugen machen, sie belehren, und bei Misserfolg einfach fallen lassen.

Sie im noch größeren Dreckhaufen hocken lassen, nicht ohne ihnen vorher noch schnell was  von Recycling zu erzählen. 

 

(Die haben ja alle keine Ahnung, so ein Drecksloch aber auch, überall Plastikflaschen, echt jez!)