Zu urteilen, zu kategorisieren, jemanden anzuklagen -
nichts davon steht mir zu.
Wie mir berichtet wird, seien es die Inder, bei denen hier großteils wirtschaftliche Fäden im Textilbusiness zusammen laufen.
Diese wiederum sähen auf die schwarze Bevölkerung herab und wüssten sie zu ihren Zwecken einzusetzen und auch auszunutzen.
Im Fall Justin und Co ist es eine Inderin, die außerhalb von Arusha-City ihr Office in einer teuren Hotelanlage hat.
Zu der Anlage gehört ein Fitnesscenter nach europäischem Standard, eine Safari-Company, div. Geschäfte, Kaffee's/Restaurants und ein Supermarkt.
Sie selbst hat einen exklusiven Online-Handel mit regionalen Produkten. Alles richtig hip fotografiert und präsentiert und wenn ihr mich fragt, vollkommen überteuert.
Zeitgemäß mit den Schlagworten: Nachhaltig, regional, eco usw. geheadlined.
Justin hat einen Auftrag bekommen, 20 Baumwolldecken für sie zu weben.
Den Preis hat sie enorm runter verhandelt - aber wenn er den Auftrag annimmt - sein Bier.
Als die letzten 10 Blankets fertig waren, ist er die 20km hingefahren und wollte sie liefern.
Sie ließ in eine halbe Stunde warten, hat dann die Waren angesehen und gemeint, die Farbe wäre nicht die Richtige. (es war die gleiche Farbe wie bei den 10 Decken davor)
Justin also wieder zurück, neue Fäden färben lassen, die abgelehnten Decken in den Shop geschoben.
Nach Fertigstellung der neuen Ware wurde wieder ein Termin vereinbart, Justin war pünktlich da, er wartete wieder eine halbe Stunde, die Assistentin hat ihm die Dinger abgenommen, aber gemeint, die Chefin wäre nicht da, sie könne ihm kein Geld auszahlen.
Als er zurück kam und mir das erzählte bat ich ihn, für morgen einen Termin zu vereinbaren, ich würde mitfahren.
Morgen (Dienstag) ginge nicht, sie wäre unterwegs. Freitag um 10h ginge.
Freitag um 10h stand ich dann mit ihm auf der Matte.
Nach 15min des Wartens, klopfte ich an einer Bürotür und fragte nach der Indian Lady. Die wäre hier nicht, sie wäre in einem anderen Büro.
In welchem? Ich wurde ignoriert.
Sehr höflich, aber SEHR entschlossen beugte ich mich über den Schreibtisch der jungen Dame und sagte ihr, dass es sehr unhöflich sei, uns hier bereits 15min warten zu lassen, wir einen Termin hätten und ich JETZT mit der Dame sprechen wollte.
Eifrig wurde telefoniert.
Sie wäre leider nicht im Haus.
Justin winkte mich zu sich raus und meinte, das wäre immer so, er wäre manchmal bis zu 4x hier gewesen bis etwas passiert sei.
Ich wieder ins Office, noch immer höflich aber NOCH entschlossener:
Das wäre in Ordnung, letztendlich bitte ich nur, uns den noch offenen Betrag von TS 500.000,-- auszuhändigen, gefolgt von sehr präzisen kurzen und spitzen Statements meinerseits.
Um das Ganze zu untermauern bäumte ich meine 1.76cm vor ihr auf, legte meinen beschissensten arrogantesten Blick auf und tat so, als wäre ich mindestens eine Agentin des israelischen Geheimdienstes.
3min später hatte Justin sein Geld.
Das ich mich sehr freuen würde die Dame mal persönlich kennen zu lernen und man ihr doch bitte meine kindest regards ausrichten sollte, war meine Schlussszene in diesem schlechten Stück.
Ob er sauer sei, weil er von der Dame nun wahrscheinlich keinen Auftrag mehr bekäme?
Nein, denn er wurde immer so behandelt und nachdem er jetzt wisse, nachdem wir diesen letzten Deal durchkalkuliert haben, dass er bei diesem Geschäft pro Decke gerade mal TS 13.000,-- verdient hat, die 7x (!) 20km hin und wieder zurück Benzinkosten und seine Zeit nicht eingerechnet, würde das so oder so keinen Sinn machen. Wenn ich heute nicht dabei gewesen wäre, hätte er seinem Geld weiterhin nachlaufen müssen.