Was, wo, wie weiter?
Als ich den Entschluss fasste so ein Freiwilligenprojekt anzutreten und sich meine Auswahl dann auf 6 NGO`s reduzierte waren da ein Projekt in Bali, das Kinder auch im Schulalter tagsüber betreut, quasi ein Hort.
In Malawi war ein ähnliches Konzept vorhanden.
In Ghana war einmal Arbeit mit Kindern in einem Waisenhaus, das zweite Angebot war von einer kleinen Nähwerkstatt, die Frauen beschäftigte.
Uganda hatte ein Agrikultur-Projekt.
Gambia bot an, Kinder bei ihren Hausaufgaben zu helfen und in der Schule zu assistieren.
Justins Aufruf zur Freiwilligenarbeit umfasste das Angebot zur Unterstützung in seiner Werkstatt AWD, also bei den Schmuck-Arbeiten mitzuhelfen, die Mitarbeiter beim Nähen zu unterstützen und sie gegebenen Falls neu anzuleiten, bzw. weiterzubilden und bei anderen Handwerklichkeiten mitzugestalten.
Sein und Mama Hokororos Hauptziel ist eben, Menschen die auf dem Arbeitsmarkt gleich null Möglichkeiten haben mit ins Boot zu holen um ihnen einmal ein Einkommen zu verschaffen, sie auszubilden und ihnen eine Existenz aufbauen zu helfen. Je besser also der Laden läuft, um so mehr Menschen kann man dieses Hoffnungsfenster öffnen.
So weit so gut.
Jetzt bin ich zwei Wochen hier und hab glaub ich das Konzept kapiert, mir einen Überblick verschaffen können und herausgefunden, dass man Vieles hier mit Nichts in Österreich, bzw. der Art des Schaffens in Europa vergleichen kann.
Die Arbeitsumstände, die Maschinen und das Werkzeug um zu produzieren, die Improvisationen um fehlende Materialien und nicht vorhandene Tools auszugleichen, was zwangsläufig am Endprodukt zu Auffälligkeiten führt.
Kaum Geld für Investitionen, regelmäßige Stromausfälle, Hygiene bzw. Ordnung und Sauberkeit, ein Plan für in der Früh bis am Abend aber kein Konzept für darüber hinaus, ein nicht vorhandenes Warenwirtschaftssystem bzw. keine Kalkulationsrichtlinien, kein Marketingkonzept.
Gute Ideen, wenig Umsetzungsrahmen. Großer Wille zum Werk, in der Ausführung aber mangelhaft. Traum vom am Kuchen den Internet, Medien, ein paar Reiche hier zur Schau stellen, mit naschen zu können.
Hmpf !
Was genau soll ich hier wo und wie also leisten?
Mich mit hinsetzen und Perlenschmuck machen, der in Überfülle im Shop lagert und wenn, zu einem Schleuderpreis verkauft wird?
Mit den wenigen vorhandenen Ausgangsmaterialien irgendwie mitwurschteln?
Den Mädels zeigen wie sie besser nähen können. Dinge nähen können, die sie dann langsamer weil genauer ausgeführt produzieren, die aber dann auch im Shop lagern in dem bis heute (!) nicht ein Kunde war? Und im Fall dann weit unter Preis verkauft werden?
Eine der Einnahmequellen ist ja auch das Woven House.
Das steht soweit ich das beurteilen kann, für afrikanische Verhältnisse sehr gut da.
Was Sauberkeit und Ordnung anbelangt, ich fürchte hier liegen wir unter dem Durchschnitt der Hostel-Anbieter in Arusha.
Die Internet-Präsentation des Hauses ist sehr gut gemacht, Justin hat IT studiert und hat die Website selbst entworfen.
Justin ist sehr gebildet, auch alles andere als faul, aber er ist halt auch 'nur' ein Mann. 'Nur ein afrikanischer Mann.'
Was hier fehlt ist die Hand einer umsichtigen Frau.
Aber - Moment - ich BIN eine Frau!