Meine erste Zigarette hab ich auf dem Schulweg geraucht.
Ich hab sie meinem Großvater, der bei uns wohnte geklaut. In den 70igern wurde überall geraucht. Sogar unser Hausarzt hat in seiner Praxis gemeinsam mit seiner Assistentin geraucht und der große
stets übervolle Aschenbecher war sein Zeuge.
Sogar in den Schulen wurde geraucht – in der Rauchertoilette. Und die Coolen unter uns Schülern waren in den Pausen dort anzutreffen. Und weil ich natürlich zu den Coolen gehören wollte, hat mein Laster genau dort seinen Anfang genommen.
Schlimmer aber noch ist, dass ich eine Gewohnheit entwickelte, die ich selbst nicht für möglich gehalten hätte. Nämlich in der Früh aufzustehen, mir einen Kaffee zu machen und mich, wo immer ich bin, zu jeder Jahreszeit draußen irgendwo hinzusetzen und eine zu qualmen.
Es entwickelte sich zu meiner Lieblingszeit des Tages. Ich sitze da, hör und spür in die Gegend, nehme Natur, Wetter und Moment war und denke über alles Mögliche nach.
So auch an meinem ersten Morgen im Garten des Woven House in Arusha.
Auf der schlichten Holzbank zwischen 4 mächtigen Palmen höre ich Hähne krähen, mir nicht bekannte Vogellaute, den leichten Wind in den Palmblättern, einen offensichtlichen Schulbus, denn das Kindergeschrei nebenan verstummt, nachdem er mehrmals gehupt hat und weitergefahren ist.
Das Haus hat einen hübschen Grundriss. Wie mir Justin bereits Tags zuvor erklärt hat, sind die Häuser hier in den meisten Fällen eingeschoßig. Nur Hotels und Büro- und Geschäftsgebäude werden mehrstöckig gebaut.
Eine hell terracottafarbene Mauer und ein großes braunes Eisentor schirmen den Garten von der Straße ab, links und rechts bildet eine Bougainvillea-Hecke Abgrenzung. Auf der überdachten Terrasse die mit ziegelfarbenen Fliesen gedeckt ist, stehen einfache aber hübsche Bänke und zwei Liegestühle. Alles wirkt schlicht, aber gut durchdacht und gut geplant. Wie ich es auch schon in Asien beobachten konnte, spiegelt sich die Witterung in brüchigen Mauern mit verschiedenen Ausblühungen, abgeblätterten Vertäfelungen und Unebenheiten.
Und – ich nenne es den ‚Südländischen Touch‘ – er greift auch um sich, wie ich es schon vielerorts beobachten konnte. Die Wände sind schön geweißelt, aber die Farbspritzer auf den Fliesen am Boden erzählen auch davon. Die Fenster sind nicht nur von der Tönung der Glasscheiben trübe. Säcke, Plastikfolien- und Teile, div. Werkzeuge und allerlei Schnüre und Gummiteile überall im Garten verteilt, verstärken ihn. Die Einfahrt und der Vorplatz sind gepflastert, jedoch sehnt sich der Boden nach einem Besen, dessen Sprache er wohl selten vernimmt.
Aber ich bin begeistert, denn ich habe nicht mit so einem schönen Platz, so einem schönen Haus und so einer komfortablen Unterkunft gerechnet. Auch bin ich sicher jetzt schon sagen zu können, dass das hier, alles andere als dem Durchschnitt entspricht.