Im Jänner, wo mich mein Handicap - immer wiederkehrende Depressionen - pünktlich rund um Hl. Dreikönig richtig in die Knie zwingt, lag ich auch dieses Jahr wieder motivationslos und handlungsunfähig für einige Tage im Bett.
Der Weg auf die Toilette fühlt sich dann an wie ein Marathonlauf. Die Gedanken kreisen wie ein Habicht über dem Feld immer um die gleichen Themen: Ich bin wertlos! Ich bekomme mein Leben nicht auf die Reihe! Nichts was ich tu macht Sinn! Alle haben ihr Leben im Griff, aber ich bin zu dumm es zu einer Regelmäßigkeit zu bringen! Vollkommen kraftlos knallt es mich da in die tiefsten Abgründe der Bedeutungslosigkeit.
Negatives dehnt sich aus, zuerst was mich anbelangt, meine Schwächen, meine Laster, meine Fehler, meine Ängste und nehmen überdimensionale Formen an.
Dann über mich hinaus. In meiner unmittelbaren Umgebung sehe ich zwar mein Zuhause, aber sehe nur, was nicht gut gemacht ist, was nicht funktioniert und alles das noch gemacht werden sollte, bekommt die Ausmaße einer schier endlosen Agenda.
Die Machthungrigkeit der Landesfürsten so vieler Länder, der übergestreifte Deckmantel Religion zur Gewaltausrufung, das um sich Schlagen des Kapitals, die Vergewaltigung der Natur, all das dem Ego einzelner und aller geborene rücksichtslose Handeln
ebnen einer geistigen Ausweglosigkeit den Weg und ziehen Energie aus mir wie ein Vakuumiergerät die Luft aus dem Beutel.
Wie der Zauberlehrling das Übel bekämpft in dem er Besen um Besen zerhackt, sich jedoch mit jedem Schlag das Drama vervielfacht, sucht meine Seele einen Ausweg in den dunkelsten Tälern und Winkeln meines Bewusstseins.
Intensive Stunden der Aufarbeitung zu diesem Krankheitsbild in den letzten 11 Jahren, mit Hilfestellung vieler ganz besonders wertvoller Menschen (einmal mehr DANKE verschiedenen Ärzten, Pflegern, Therapeuten, Maria, Manuela und meinen wunderbaren Freundinnen) hat mein geliebter Wolfgang letztes Jahr mit einem sehr wertvollen Werkzeug bereichert. (DANKE mein Liebster!)
Verschiedene Autoren haben ihn, den 'Schwarzen Hund' publiziert, 'dem Ding' diesen Namen gegeben. Wolfgang hat ihn unbewusst dessen auch so genannt:
'Dein Schwarzer Hund ist wieder da, aber das macht nichts. Denn er geht wie er gekommen ist, das hast Du schon erlebt und es wird wieder so sein. Bekämpfe ihn nicht, lass ihn einfach.'
Ein kleiner Satz der mir im Umgang mit diesen für mich so fürchterlichen Tagen immer wieder kleine Lichtschimmer vermittelt.
Mit jedem Tag schaffe ich es, diesen Satz mehr um sich greifen zu lassen, bis er soviel Raum gewinnt, dass ich wieder etwas klarer denken kann. Die Umlaufbahn des Schrecklichen anknabbern kann und kleine Quellen des Lebens wieder in mir zu fließen beginnen. Wie der Blasbalg mit jeder Bewegung Luft in zwei Schichten pumpt und sie dadurch Raum gewinnen lässt, können Körper, Geist und Seele wieder ihre Bereiche finden und in ihrem Webmuster wieder miteinander verbunden, Struktur schaffen.
Tja, und als ich so da lag, an einem Morgen, nach einer sehr intensiven Besuchszeit des Schwarzen Hundes kam mir der Gedanke zu einer Möglichkeit, all meine Erfahrungen, meine Talente und mein Wissen einbringen zu können, an einem Ort, der nicht mit den Privilegien westlicher Kulturen geprägt ist. Mit diesem Gedanken schwoll die kleine Quelle unmittelbar an, schenkte mir Kraft mir meinen Laptop zu schnappen und mein erster Suchbegriff 'Freiwilligenarbeit im Ausland', ließ die Quelle den Damm der Mauern der Finsternis brechen.